Integration beginnt im Kindergarten

Dazu bräuchten wir aber genügend qualitätsvolle Kindergartenplätze für alle Kinder ab dem 2. Lebensjahr – und davon sind wir weit entfernt

Integration beginnt im Kindergarten

(NL/3625832443) Zum wiederholten Mal wird von einem Expertengremium festgestellt, dass für eine gelingende Integration Kinder mit anderen Muttersprachen beim Schuleintritt ausreichend Deutsch können sollten.

Je besser die Sprach- und Sprechförderung im Kindergarten gelingt, desto besser sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mitarbeit in der Schule und für die Entwicklung von kultureller und persönlicher Identität.

Seit mittlerweile 8 Jahren wird bei allen in Österreich lebenden Kindern 2 Jahre vor Eintritt in die Schule mittels eines speziellen Beobachtungsverfahrens festgestellt, wie gut ein Kind die deutsche Sprache beherrscht. Seit dieser Zeit wissen wir, dass etwa ein Viertel aller Kinder (dazu zählen auch Kinder ohne Migrationshintergrund) spezielle Sprachförderangebote braucht.

Am besten gelingt Sprachförderung, wenn sie in den Alltag der Kinder integriert wird. Wer jemals gesehen hat, wie schnell Kinder im Alter ab 2 Jahren eine Zweitsprache erlernen, weil sie diese für das gemeinsame Spiel mit den anderen Kindern in der Gruppe brauchen, weiß, dass das die effizienteste und für das Kind die sicherste Variante ist, die Sprache zu erlernen.

Integration ist mehr als das Erlernen der deutschen Sprache

Integration bedeutet mehr als das Erlernen der deutschen Sprache. Damit Integration gelingt, braucht es seitens der PädagogInnen respektvollen und kultursensiblen Umgang mit den Eltern aus anderen Kulturen. Zugewanderte Eltern sind als Bildungspartner wichtige Experten für ihre eigene Kultur und die entsprechenden Lebenswelten. PädagogInnen müssen lernen, die biografischen Erfahrungen der Familien zu berücksichtigen, um zugewanderte Kinder tatsächlich und nicht nur sprachlich zu verstehen.

Daher begrüßt die Plattform EduCare den Vorschlag der Expertengruppe, 2 verpflichtende Kindergartenjahre für alle Kinder einzuführen.

Es wäre aber fatal, das zweite Kindergartenjahr nur für jene Kinder verpflichtend zu machen, bei denen ein sprachlicher Förderbedarf festgestellt wurde. In zwei Jahren ist die Chance ziemlich hoch, dass alle Kinder die deutsche Sprache spielend erlernen und darüber hinaus sich all jene Basisfertigkeiten aneignen, die für einen erfolgreichen Lebensweg notwendig sind.
Außerdem wissen wir seit langem, dass eine zweite Sprache dann am besten erlernt wird, wenn die Erstsprache gut beherrscht wird.
Muttersprachliche Zusatzkräfte, Bilderbücher, Gedichte, Lieder, Tänze in der jeweiligen Muttersprache bilden die Grundlage dafür, dass jedes Kind seine eigene kulturelle Identität entwickeln kann und dass Deutsch als Zweitsprache eine willkommene Ergänzung ist.

Gezielte Sprachförderung im Kindergarten scheitert an fehlenden Rahmenbedingungen

Der Kindergarten übernimmt mehr oder weniger selbstverständlich die riesige Verantwortung, Kinder für ihre weitere Lebens- und Schullaufbahn fit zu machen. Der BildungsRahmenplan für elementare Bildungseinrichtungen sieht vor, dass jedes Kind das Recht auf individuelle Förderung hat.

Die dafür notwendigen Verbesserungen der organisatorischen und personellen Rahmenbedingungen lassen jedoch seit Jahren auf sich warten.
Gezielte Sprachförderung im Kindergarten scheitert an den fehlenden Rahmenbedingungen – die Plattform EduCare weist seit Jahren darauf hin, dass die Rahmenbedingungen in den Kindergärten zu vereinheitlichen und zu verbessern sind: die Gruppengröße muss reduziert werden, es muss doppelt so viel Personal eingestellt werden und die Aus- und Weiterbildung der PädagogInnen muss verbessert werden.

Ansätze dafür sind vorhanden. Sie müssen rasch umgesetzt werden, damit die Umsetzung bildungspolitisch wichtiger Forderungen nicht vom guten Willen der PädagogInnen abhängig ist.

Siehe dazu:
* Integrationsbericht 2014
1. Integrationsthemen im Fokus – Expertenrat für Integration
2. Statistisches Jahrbuch „migration und integration“ 2014
3. Datenbank „Integrationsprojekte in Österreich“

* Pressemappe – Integrationsbericht 2014
Zusammenfassung Integrationsbericht 2014
Zahlen, Daten, Fakten zu „Migration & Integration 2014“
Bilanz – bisherige Umsetzung der Vorschläge des Expertenrats
Verankerung der Vorschläge des Expertenrats im Regierungsprogramm

Die Plattform EduCare versteht sich als Arbeitsgemeinschaft von Pädagoginnen und Pädagogen, Trägerorganisationen, Interessensgemeinschaften sowie von Eltern und engagierten Einzelpersonen aus dem elementaren und außerschulischen Bildungsbereich
Hinter der Plattform EduCare steht keine staatliche, kirchliche, politische oder private Organisation. Sie wird getragen vom gemeinnützigen Verein zur Förderung der Elementarpädagogik. Die Koordination des Netzwerkes der Plattform EduCare wird vom Steuerteam wahrgenommen.


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