„Macht uns stark! – Familien kommen an“

Mitmachaktion und Lesung mit Schauspieler Hans-Werner Meyer und Autorin Lale Akgün beim Internationalen Frauen- und Mädchenzentrum e.V. (IFMZ) in Nürnberg

"Macht uns stark! - Familien kommen an"

Lale Akgün und Hans-Werner Meyer bei der Lesung im Kino Rio Palast (© Karl Kübel Stiftung)

Am 5. Juli haben das Internationale Frauen- und Mädchenzentrum und die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie zu zwei besonderen Events nach Nürnberg eingeladen. Grund war die aktuelle Nominierung des IFMZ für den diesjährigen Karl Kübel Preis, der unter dem Titel „Macht uns stark! – Familien kommen an“ herausragende Projekte zum Thema Inklusion mit dem Schwerpunkt Migration würdigt. Zunächst ging es zum Aggressionstraining für Familien ins IFMZ in der Denisstraße, mit dabei: der prominente Schauspieler und Botschafter des Karl Kübel Preises Hans-Werner Meyer. Gemeinsam mit Kindern und Eltern hat Meyer „Die positive Kraft der Aggression“ kennengelernt, das die Bildungsinstitute der Stiftung in Hessen und Schleswig Holstein in ihrem Programm anbieten. Am Abend hat die Autorin Lale Akgün gemeinsam mit Meyer im Kino Rio Palast aus ihrem Buch „Tante Semra im Leberkäseland“ gelesen.
„Die positive Kraft der Aggression“
„Ja-sagen und Nein-sagen sind zwei Seiten derselben Münze und beides zu können, ist lebenswichtig“, erklärte Diplom-Pädagogin Donata Oerke während des Aggressionstrainings in den Räumen des IFMZ. „Nein“ zu sagen, sei Voraussetzung, um seine Grenzen zu behaupten und ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, so Oerke weiter. Mit einer kurzen Übung leitete die Therapeutin das Training ein; die Familien beteiligten sich rege. Im Anschluss erläuterte die Trainerin, wie man Konflikte gut bewältigen und positiv mit Aggression umgehen kann.
Geschichten einer türkisch-deutschen Familie
„Tante Semra im Leberkäseland – Geschichten aus meiner türkisch-deutschen Familie“ ist der Titel des Buches, in dem die in Istanbul geborene, mittlerweile seit 51 Jahren in Deutschland lebende Lale Akgün auf humorvolle Art schildert, wie ihre Familie in Deutschland angekommen ist.

Eine schillernde Figur in dem Buch, im Leben Akgüns, ist Tante Semra, die erst nach Mekka pilgert, um eine echte Hadschi zu werden, und dann alles dafür tut, den Ramadan zu umgehen und sich Leberkäsebrötchen zu gestatten. Und: die ewig besetzten Sitzplätze – eine deutsche Spezialität: Sitzplätze werden mental okkupiert, und dann heißt es: „Dieser Platz ist besetzt!“, obwohl er sichtbar frei ist. Aber anscheinend hatte jemand anders vor einer Stunde oder in grauen Vorzeiten, das spielt keine Rolle, darauf Platz genommen, und von da an war das sein Platz. Türken sind anders – Deutsche aber auch, ist dann auch das Fazit auf dem Cover des Buches.

Akgün und Meyer gaben sich einen Schlagabtausch – ein Genuss für die Zuhörer. Nach einer guten Stunde deutsch-türkischer Anekdoten der sympathischen Akgün-Familie kamen weitere Gäste zum Podium auf die Bühne: Özlem Öz aus dem IMFZ, Jürgen Soyer von Refugio München, einer weiteren für den Karl Kübel Preis nominierten Einrichtung, und Daniela Kobelt Neuhaus vom Vorstand der Karl Kübel Stiftung. Moderatorin Diana Liberova, Vorsitzende des Nürnberger Rates für Integration und Zuwanderung, wollte von ihren Gästen wissen, welche Erfahrungen sie gemacht haben, als sie nach Deutschland kamen bzw. was wir Menschen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – voneinander lernen können.

Nominierung für den Karl Kübel Preis
Mit der Verleihung des Karl Kübel Preises würdigt und fördert die Karl Kübel Stiftung Initiativen und Organisationen aus Deutschland, die sich beispielhaft und nachhaltig für die Belange von Familien mit jungen Kindern engagieren. Mit 50000 Euro ist er einer der höchst dotierten Sozialpreise in Deutschland. Von den eingegangenen knapp 140 Bewerbungen im Jahr 2013 wurden fünf von der Stiftung nominiert. Das IFMZ e.V. ist sehr stolz, zum engen Kreis der Nominierten zu zählen. Der gemeinnützige Verein nimmt seit vielen Jahren die Belange und Bedürfnisse junger Mütter mit Migrationshintergrund in den Blick. Das IFMZ ist eine Einrichtung für Frauen und Mädchen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund. Seit 33 Jahren ist das Zentrum in der Bildungs-, Beratungs- und Freizeitarbeit tätig. Es ist im Stadtteil sehr bekannt und wird von Zugezogenen oft recht bald nach ihrer Ankunft in Deutschland aufgesucht.

Die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie feierte 2012 ihr 40-jähriges Bestehen. 1972 wurde sie von dem Unternehmer Karl Kübel (1909-2006) gegründet. Der erfolgreiche Möbelfabrikant brachte den Erlös aus dem Verkauf seiner 3k-Möbelwerke und den größten Teil seines Privatvermögens in die Stiftung ein. Die Stiftungsarbeit basiert auf der Überzeugung, dass die Eltern-Kind-Beziehung das Leben entscheidend prägt und dass stabile Familien die Voraussetzung für eine optimale kindliche Entwicklung sowie für eine zukunftsfähige Gesellschaft bilden. Die im südhessischen Bensheim ansässige Stiftung ist überwiegend operativ tätig und stärkt Familien, Eltern und Kinder, indem sie sich für unterstützende gesellschaftliche, bildungs- und familienpolitische Rahmenbedingungen einsetzt; die Projekte folgen dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ und sind präventiv und nachhaltig ausgerichtet.

Die gemeinnützigen Aktivitäten der Stiftung gliedern sich in drei Bereiche: Bildung, Entwicklungszusammenarbeit und Inlandsarbeit:

– Das Odenwald-Institut in Hessen, das Felsenweg-Institut in Sachsen, das Osterberg-Institut in Schleswig-Holstein sowie ein Institut in Indien richten ihre Bildungs-angebote an Multiplikatoren für familienunterstützende und -begleitende Maßnahmen, an Führungskräfte und an Familien selbst.
– Die Entwicklungszusammenarbeit der Stiftung begleitet derzeit mehr als 40 Projekte in Indien, den Philippinen und dem Kosovo.
– Im Inland werden Projekte für Eltern und Kinder mit Multiplikationswirkung durchgeführt. Seit 2010 zeichnet die Stiftung mit dem Karl Kübel Preis jährlich vorbildliche Initiativen im Bereich der „Frühen Kindheit“ in Deutschland aus.

Die im hessischen Bensheim ansässige Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 1972 mit Projekten dafür ein, dass die Lebensbedingungen für Familien im In- und Ausland verbessert werden und Kindern ein chancengerechtes Aufwachsen ermöglicht wird. Mit ihren derzeit 110 hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat die Stiftung in den vergangenen Jahren jeweils zwischen neun und 13 Millionen Euro in gemeinnützige Projekte investiert. (mehr unter www.kkstiftung.de)

Kontakt:
Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie
Nicole Bärenstrauch
Darmstädter Straße 100
64625 Bensheim
0 62 51 -70 05 62
N.Baerenstrauch@kkstiftung.de
http://www.kkstiftung.de